Die Veranstaltungsplanerin

Steckbrief

  • Name: Julia Heilmann
  • Alter: 28 Jahre
  • Abschlussjahr: 2011
  • Beruf: Veranstaltungsplanerin
  • Nebenberuf: Sängerin/ Stimmbildnerin)

Julia Heilmann ist eine sehr kluge, künstlerische und kreative Person, die es geschafft hat, ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen.

Hat dir Jemand bei der Entscheidung geholfen?

Die Frage wird ja häufig gestellt; „Was möchtest du werden?“ Doch es gibt – oder gab zumindest zu meiner Zeit – wenig Verständnis dafür, wenn die Antwort „Ich weiß nicht so richtig“ lautet, v.a. je näher der Schulabschluss rückte.

Die wenigsten sagten damals zu mir „Na gut, dann finde es raus“ oder „Lass dir Zeit“, sondern eher „Na, was kannste dann gut?“. Aber das hilft nicht. Dann nur weil ich etwas gut kann, heißt es nicht, dass ich das auch machen möchte.

Die Berufsberatung und andere Veranstaltungen des Berufsinformationszentrums waren sehr interessant, aber was ich werden will, konnte ich dennoch nicht zugeben. Sängerin. Schauspielerin.
„Das wollen doch alle werden – Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr – Das ist total unsicher – Da braucht es Ellenbogen und Durchsetzungsvermögen, habe ich das? – Bin ich überhaupt gut genug; schließlich brauche ich da wohl eher Talent als Können, oder? – Wir brauchen nicht noch mehr Künstler, sondern …“ und so weiter und so fort.

Ich bekam den Eindruck, es wäre peinlich und unpassend für eine überdurchschnittlich gute, gewissenhaft arbeitende und sozial engagierte Schülerin, einen so „eigensinnigen“, „egoistischen“ und dazu „völlig unsicheren“ Beruf zu wählen.

Wann war der Zeitpunkt der Berufsentscheidung?

Was ich werden möchte, wusste ich insgeheim sehr genau (Sängerin/Schauspielerin, wohl seit der Grundschule.)

Für welchen Studienplatz ich mich bewerben würde, hatte ich im letzten Schuljahr entschieden (2010/2011: Akademische Sprachtherapie). Dass ich in diesem Beruf womöglich nicht arbeiten mochte, ahnte ich in den ersten Praktika nach zwei Jahren Studium (2013/2014). Den Ausstieg aus dem Beruf habe ich nach einem Jahr in der Praxis gewagt (2019).

Die Sprachtherapie / Logopädie ist ein wunderbarer Beruf, ich mochte mein Studium sehr und das therapeutische Arbeiten kann durchaus erfüllend sein – aber das berufliche „Korsett“ ist mir schnell zu eng geworden.

Dennoch bin ich froh um den Studienabschluss und das Gelernte, da es mir auch in meinem jetzigen Berufsleben hilft.

Zum Glück habe ich mein „Hobby“ nie vernachlässigt und weiterhin mein Handwerk gelernt (Chorsingen, Auftreten, Klavierspielen, …). Dadurch kann ich heute im semi-professionellen Bereich als Sängerin tätig sein, z.B. mit meinem eigenen Vokaltrio.

Welche Fähigkeiten/Kenntnisse/Voraussetzungen sind besonders wichtig für deinen Beruf?

Neben vielen anderen Dinge sind das vor allem Organisationsfähigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität, gute Kommunikationsfähigkeit und Wertschätzung anderer Menschen.

Was ist am anstrengendsten/schwersten bei deiner Tätigkeit?

Eigentlich nichts!

Für mich als „Quereinsteigerin“ ist es am schwersten auszuhalten, dass ich vieles erst lernen muss. Früher wollte ich immer perfekt vorbereitet sein und alles im Voraus können – bloß nicht zeigen, dass ich irgendetwas nicht kann oder weiß. Aber jetzt macht mir das Erschließen ständig neuer Dinge sehr viel Spaß – natürlich ganz besonders auch wegen der guten Arbeitsatmosphäre.

Willst du deinen Beruf für den Rest deines Lebens ausüben?

Tja. Ich will wahrhaftig sein und herausfinden, was ich selbst und andere brauchen, um glücklich zu sein.

Ich möchte mich für ein gutes Miteinander auf Augenhöhe und die Beteiligung aller Menschen am öffentlichen Leben und Diskurs einsetzen und selbst mein Leben gestalten.

Dafür sind viele verschiedene Szenarien vorstellbar. In meinem jetzigen Arbeitsalltag ist dies wunderbarerweise möglich.

Julia im O-Ton

„Lest das Buch „Bullshit-Jobs“ von David Graeber!!!

 Und macht euch klar, dass ihr in eurer Berufswahl keinesfalls so frei seid, wie es euch aller Wahrscheinlichkeit nach vermittelt wird. Leider. Aber das Gute ist: „Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ (Brecht) Und inzwischen kann sogar auch SIE erkennen, dass das so ist.“